Mehrwert durch die Cloud: Wie kommen Unternehmen auf die Überholspur?

Die letzten zwei Jahre waren eine Zeit der komprimierten Transformation. Insbesondere die COVID-19-Pandemie war ein wichtiger Wendepunkt. Das Interesse an der Cloud stieg sprunghaft an, denn: Die Unternehmen standen unter enormem Druck, ihr Geschäft auf den immer schnelleren Wandel vorzubereiten und für die Zukunft wettbewerbsfähiger zu werden. Beflügelt von einer Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs schlossen sie bei den Cloud-Anbietern umfassende Verträge ab und entwickelten ehrgeizige Ziele. Die Cloud sollte ihnen hohes Wachstum, Flexibilität und Effizienz liefern. 

Heute stehen Unternehmen vor dem nächsten Wendepunkt. Die Quick Wins sind erreicht, jetzt folgen größere Ziele. Unternehmen, die sich während der Pandemie besonders intensiv und schnell gewandelt haben, profitieren nun von dieser Erfahrung: Sie haben sich einem völlig neuen Ziel verschrieben: der Total Enterprise Reinvention.

Diese komplette Neuerfindung des eigenen Geschäfts setzt einen stabilen digitalen Kern voraus, der wiederum auf der Cloud basiert. Er ist die Basis für neue Wettbewerbsvorteile. Wer das Potenzial der Cloud voll ausschöpfen will, muss dran bleiben: Nachdem die Einführung abgeschlossen ist, geht es jetzt darum, Mehrwert zu erzielen und Chancen entlang des gesamten Cloud-Kontinuums zu nutzen. Das Ziel: nicht nur die erwarteten Ergebnisse zu erzielen, sondern Unternehmen völlig neu zu denken. 

Ganze 86 Prozent der befragten Unternehmen berichten von einer Zunahme des Volumens und/oder des Umfangs ihrer Cloud-Projekte seit 2020. Diejenigen, die bereits mit der Transformation begonnen haben, treiben sie offenbar noch weiter voran. Heute befinden sich durchschnittlich 50 Prozent der Workloads in der Cloud – Anfang 2021 waren es erst 35 Prozent ^[3]. 32 Prozent dieser Workloads sind heute in Private Clouds angesiedelt (einschließlich Private- und Virtual-Private-Modelle).

Die Daten zeigen auch, dass Hybrid- und Multi-Cloud-Modelle zur neuen Normalität geworden sind. Fast alle Cloud-Nutzer geben an, sowohl öffentliche als auch private (Hybrid)Clouds zu nutzen. Ein Großteil setzt außerdem auf mehrere öffentliche Cloud-Anbieter (Multi-Cloud).

Neun von zehn Unternehmen geben an, dass sie den erwarteten Mehrwert aus der Cloud nahezu erreicht haben. Aber nur 42 Prozent sagen, dass sie die erwarteten Ergebnisse vollumfänglich erzielt haben – das entspricht einem Anstieg von nur fünf Prozentpunkten gegenüber 2020.

Abbildung 1: Anteil der Befragten, die angeben, dass sie die erwarteten Cloud-Ergebnisse “vollumfänglich erreicht“ haben, im Vergleich zu früheren Studien.

Abbildung 2: Anteil der Unternehmen, die angeben, dass sie die erwarteten Ergebnisse vollumfänglich erreicht haben – basierend auf dem Implementierungsfortschritt.

“Heavy Adopter“ erreichen ihre Ziele deutlich häufiger (durchschnittlich: 47 Prozent) als “Moderate Adopter“ (36 Prozent) oder “Low Adopter“ (21 Prozent). Doch selbst Erstere erreichen ihre Ziele nicht in dem Maße wie gewünscht – im Vergleich zu 2020 nur um zwei Prozentpunkte. Das lässt vermuten, dass Unternehmen mit höheren Ambitionen auch größeren Herausforderungen gegenüberstehen.

Unternehmen, die ihre Ziele in höherem Maße erreichen, nehmen häufiger Managed Services von Dritten in Anspruch. Fast die Hälfte (45 Prozent) aller Unternehmen, die ihre Ziele vollumfänglich erreichen, nutzen in hohem Maße Managed Services.

Heute ist die Cloud viel mehr als nur ein Tool in der digitalen Welt – sie ist der Ort, an dem sich bahnbrechende Innovationen und Transformationen vollziehen. Die Cloud hat sich zu einem dynamischen Kontinuum leistungsstarker Funktionen entwickelt – von Public bis Edge und allem, was dazwischenliegt. Um den vollen Nutzen aus der Cloud zu ziehen, müssen sich Unternehmen kontinuierlich neu erfinden und auf fortschrittliche Cloud-Kontinuum-Praktiken setzen.

Wie gehen Unternehmen das Thema Cloud an? Wir haben Unternehmen gebeten, ihren Fortschritt zu beschreiben. Fast sieben von zehn (68 Prozent) erachten die Migration als noch nicht abgeschlossen. Etwa ein Drittel (32 Prozent) stufen sie als abgeschlossen ein und sind mit der Leistung der Cloud zufrieden. Deutlich mehr (41 Prozent) geben an, dass der Weg in die Cloud noch nicht abgeschlossen ist. Sie entwickeln sich ständig weiter, um den sich ändernden Anforderungen gerecht zu werden.   

Abbildung 3: Wie Unternehmen den aktuellen Status ihrer Cloud-Reise beschreiben

Auf den ersten Blick scheinen die, die ihre Reise in die Cloud als abgeschlossen betrachten, besser abzuschneiden als die, die noch auf dem Weg sind. Unternehmen verpassen aber wichtige Wertschöpfungspotenziale, wenn sie den Prozess für abgeschlossen erklären. Das hohe Tempo der technologischen Innovation definiert die Grenzen des Möglichen neu. Und tatsächlich setzen jene, die sich bereits am Ziel sehen, einen geringeren Anteil (40 Prozent) ihrer IT-Ressourcen für Innovation und geschäftliche Neuerfindung ein als jene, die sich noch in der Transformation befinden (44 Prozent).

Unternehmen, die sich auf die Neuerfindung eingestellt haben, wachsen, wenn neue Chancen und Risiken aufkommen. Sie passen sich an. Sie lernen und verändern sich. In einem dynamischen Marktumfeld fallen jene zurück, die stehenbleiben. Wer sich bereits am Ziel wähnt, lässt handfeste Geschäftschancen brachliegen – und setzt sich einem Risiko aus.

Unternehmen, die sich für die Cloud entschieden haben, sind der vollen Wertschöpfung näher als je zuvor – viel Potenzial liegt allerdings noch außerhalb ihrer Reichweite. Warum steigt der Wert nicht schneller, obwohl die Unternehmen ihre Cloud-Investitionen verstärken? Die Antwort ist eventuell ganz einfach: Eine höhere Komplexität bedeutet größere Herausforderungen. Viele Unternehmen haben die ersten einfachen Ziele erreicht und müssen nun komplexere, geschäftskritische Anwendungen und Systeme angehen.

Es ist aber nicht nur eine einzelne Hürde, die sie ausbremst: Alle Herausforderungen, mit denen die Unternehmen in den letzten Jahren zu kämpfen hatten, bleiben bestehen.

Abbildung 4: Die größten Hindernisse auf dem Weg zu den erwarteten Cloud-Ergebnissen

“Sicherheits- und Compliance-Risiken“ sowie “Komplexität des geschäftlichen und betrieblichen Wandels“ werden heute als die größten Hindernisse genannt (41 Prozent). Dicht gefolgt von der “Modernisierung von Altsystemen“ mit 39 Prozent. Obwohl “mangelnde Cloud-Kompetenzen“ nicht die größte Hürde für die Wertschöpfung darstellen, werden sie von mehr als einem Drittel der Unternehmen (36 Prozent) als eines der drei größten Probleme genannt. Hier gibt es im Vergleich zu 2020 keine Veränderung.

Wie schon in früheren Studien gehören Sicherheit und Komplexität weiterhin zu den am häufigsten genannten Hindernissen. Und wie in der Studie von 2020 finden sich alle Hindernisse in einem relativ engen Bereich von 10 Prozent.

Diese Zahlen sind charakteristisch für jede größere Transformation: Wenn ein Unternehmen nicht alle auftretenden Hindernisse parallel beseitigt, kann das zu einem schlechteren Ergebnis führen. Die Tatsache, dass die Unternehmen trotz so vieler Hindernissen kontinuierlich Fortschritte machen, stimmt aber optimistisch.